Freitag, 1. März 2019

Denken formuliert Sprache – Oder: Was man sagt und wirklich meint

Im letzten Beitrag ging es erst einmal um „neuartige“ Begriffe und Bezeichnungen, die man benutzen sollte, um das eigene Denken zu ändern. Grund dafür war, dass man wegkommen sollte von den eigenen Perspektiven und Weltanschauungen, um eine neue Sichtweise einzunehmen. Gleichzeitig sollte man sich den leistungsberechtigten Menschen, die ja nun Kunden sind und eine Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen, zuwenden und ihnen Fragen stellen, um sie kennenzulernen. Mit einem solchen wertschätzenden Verhalten ergibt sich ein Feedback über die Ergebnisqualität der eigenen Leistungserbringung. „Sprache formt Denken“ war der Ansatzpunkt für diese Überlegungen.

Das geht aber auch andersherum. Wie man spricht offenbart das eigene Denken über die Dinge; oder verkürzt gesagt: „Denken formuliert Sprache“.

Wie der Zufall es wollte, entwickelten sich in diesem Zusammenhang weitere Gespräche darüber. Erstaunlich dabei war nun, dass es auf einmal um Leute ging, von denen man die Fähigkeit zu einer gelungenen Kommunikation erwarten würde.


Sich entschuldigen fällt wohl vielen sehr schwer

Die Situation kennt jeder. Es ist etwas Unangenehmes passiert und man muss sich entschuldigen. Wie das gelingen soll, bereitet allerdings immer sehr viele Probleme, weil dieser Akt als etwas Peinliches wahrgenommen wird. Immerhin muss man sich als Schädiger (Täter) mit dem Unangenehmen erneut auseinandersetzen und den begangenen Fehler dem Geschädigten (Opfer) gegenüber eingestehen. Das ist beschämend.

Hier eine Liste von „Entschuldigungen“, und was sie bedeuten.

Der Schädiger sagt:
Ich muss mich entschuldigen.“ – Was der Schädiger damit eigentlich meint ist, dass man sich gezwungenermaßen dafür hergibt, das zu tun. Freiwillig geschieht hier gar nichts.

Der Schädiger sagt:
Ich entschuldige mich.“ – Doch kann man sich wirklich selbst für einen Fehler „ent-schuldigen“, also die Schuld von sich aus ablegen? So etwas kann nur der Geschädigte tun.

Der Schädiger sagt:
Ich bitte um Entschuldigung.“ Oder noch deutlicher: „Bitte entschuldigen Sie.“ – Jetzt liegt es am Geschädigten, ob die Gründe für diesen Fehler verständlich waren und man die Schuld als Last vom anderen nimmt.

So ähnlich kann man auch mit dem Wort „Verzeihung“ umgehen. So lange man als Schädiger eine „Bitte“ vorträgt, ist die Formulierung korrekt. Wenn man aber auffordert, dass einem verziehen wird, dann zeigt sich darin keine Spur von Reue oder Scham. Eine solche Form der Abbitte ist dann eigentlich wertlos.


… meistens sogar den herausragenden Führungskräften

Ein Beispiel aus der glänzenden Business-Welt der Leistungsmenschen:

Bei einem etwas schwerwiegenderen Fehler musste sich nun die Führungskraft im Namen des Unternehmens an die geschädigte Person wenden und um Entschuldigung bitten (siehe noch mal das Obige dazu). Das wäre auch richtig so, denn die andere Person hatte schließlich als (Erfüllungs-) Gehilfe für die vorgesetzte Person etwas getan und dann einen Schaden verursacht. Damit die gehobene Stellung sichtbar ist ggü. dem Geschädigten und als entsprechend wertvoll eingeschätzt werden kann, sollte dies aus der Bitte um Entschuldigung hervorgehen. Wenn das aber nicht ersichtlich ist, könnte letztendlich irgendein Jedermann diese Bitte um Nachsichtigkeit aussprechen, jedoch eben nicht im Namen des Unternehmens. Der Versuch einer Entschuldigung wäre somit wertlos.

In der Email stand:

Für das was passiert ist, müssen wir uns entschuldigen. So etwas soll nie wieder vorkommen. Mit freundlichen Grüßen [J. Jedermann].“

Es gab zwar weiter unten die üblichen Unternehmensangaben, aber keinen Hinweis darauf, in welcher Funktion die Person handelte. Und weil es so formuliert war, wurde diese Aussage auch nicht ernst genommen. Dieser Versuch einer Entschuldigung scheiterte kläglich.


Von Möchte-gernen und Alpha-Tierchen lernen

Gerade in der Welt der Sozialpädagogen und Erziehern wird immer wieder die Notwendigkeit zu einer wertschätzenden Haltung dem anderen Menschen gegenüber gesprochen. Menschen mit Einschränkungen wird sehr viel Verständnis entgegengebracht. Den Mitarbeitenden wird dagegen „die Tür vor der Nase zugeschlagen“. Von ihnen wird Leistung erwartet, Flexibilität, Bereitschaft und Beachtung. Begründet wird dies mit der guten Bezahlung, die diese Mitarbeitenden erhalten. Sie wollen das nicht?, dann müssen sie sich einen neuen Job suchen – „Hire and Fire“.

Am Beispiel des US-amerikanischen Präsidenten kann man ebenfalls sehr viel lernen: Wenn er spricht, haben andere zu schweigen. Von den Untergebenen wird nun mal erwartet, dass sie zuhören, denn zwei können nicht gleichzeitig reden. Da die Worte des Commander-in-Chief immer viel wichtiger sind als alles andere, muss jeder andere schweigen. Und damit kann schnell aus einem Dialog ein Monolog werden (und war es nicht so, dass sich durch erst durch den Dialog ein guter Sozialraum entwickelt?).

Unternehmenslenker und viele Führungskräfte haben in der Regel eine Vision oder ein Ziel vor Augen. Sie leben eine Idee aus und müssen etwas umsetzen. Diese Menschen jedenfalls geben sich zwar aufgeschlossen, doch was ihrer Vorstellung entgegensteht, wird kategorisch abgelehnt. Es ist dagegen fast immer ein Gehabe zu beobachten, dass stark an die Alpha-Tierchen im Affengehege erinnert. Sie verjagen die anderen Tiere und müssen Territorien verteidigen. Die rangniederen Tiere lernen daraus und kopieren sogar dieses Verhalten. Sie benehmen sich dann auf einmal wie Alpha-Tiere bezogen aber auf einen kleinen Teil der Gruppe.

Beispiele:

Die Geschäftsführung wird von ihrer Bereichsleitung kopiert. Die Bereichsleitung wiederum wird von ihren Einrichtungsleitungen kopiert. Und dann wundern sich viele, wenn es mit der Kommunikation innerhalb der Belegschaft nicht mehr klappt, weil Informationen aus Angst vor persönlicher Herabsetzung nicht mehr weitergegeben werden. Es entsteht kein Miteinander, sondern ein Gegeneinander.

Die Führungskraft schaut sich etwas an. Eine mitarbeitende Person betritt das Büro, muss aber warten, weil die Führungskraft noch eben liest. Diese Wartezeit muss aber eigentlich nicht lang sein. Wenn es jetzt dennoch lang wird und kein Wort gesprochen wurde, passiert ein Machtspielchen. Befindet sich noch eine andere mitarbeitende Person im Büro, wird vielleicht sogar demonstriert, wie niedrig der Rang des einen oder der anderen Person ist.


Nicht was gesprochen wird, sondern wie gesprochen wird

Alpha-Tiere scheinen immer sehr herausfordernd und verärgert zu agieren. Statt sich auf die Sache zu konzentrieren, verteidigen sie immer ihren Status nach der Devise: Angriff ist die beste Verteidigung. Um dann anzugreifen, zeigen Sie maßlosen Ärger in der eigenen Gruppe, bevor es mit lauten Worten losgeht.

Schweigen wird ebenfalls als eine Manipulation verwendet, indem das Alpha-Tierchen plötzlich schweigt und wartet, vielleicht auch noch die Arme verschränkt und scheinbar auf eine Antwort wartet. Wenn dann die Antwort vom Mitarbeiter kommt, wird sofort weiter gesprochen und damit der Mitarbeiter in seiner Antwort unterbrochen. Das Unterbrechen ist eine Möglichkeit, jemanden zum Schweigen zu bringen und es diesem bewusst zu machen. Ein Dominanz-Verhalten, weil dem Untergebenen die Höflichkeit zum Schweigen abverlangt wird.

Mit diesem Status-Gehabe werden eigentlich Ressourcen vergeudet. Statt auf das Vorankommen der Gruppe zu achten, finden interne Kämpfe statt. Es braucht aber Fragen, um eine Wahrnehmung zu erzeugen. Mit den Antworten entsteht dann ein Wissens-Fundus, den man weiterverwenden kann – und hier wiederhole ich mich.

Nochmal:
Dialog zwischen den Menschen schafft den Sozialraum, der für das gegenseitige Unterstützen so wertvoll ist und gleichzeitig eine gute Grundlage schafft für eine gelungene Fortentwicklung.

CGS





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Denken formuliert Sprache – Oder: Was man sagt und wirklich meint