Manchmal muss man
wohl um viele Ecken denken und abseits der ausgetretenen Pfade gehen. In
Entgeltverhandlungen wird ständig argumentiert und dargelegt, warum ein
Kostenansatz begründet ist, und diesmal geht es darum, warum weiterhin mit
hohen Tarifabschlüssen zu rechnen ist. Hier ist eine solche Begründung –
zugegebenermaßen, ein wenig weit hergeholt.
Saudi-Arabien und der Ölpreis – was sich ganz und gar
nicht wie ein Thema für einen Blog über die vergütete Eingliederungshilfe
anhört, hat einen sehr ernsten Hintergrund. Denn nach Meinung vieler
Finanzexperten hatte das ölreichste Land der Welt deswegen seine tägliche
Rohölförderung auf 10 Mrd. Barrel erhöht, damit den nordamerikanischen und hoch
verschuldeten Schieferölförderern im Preiskampf die Puste ausging. Diese haben
es nämlich mittlerweile auf eine tägliche Förderung von 12 Mr. Barrel
geschafft.
Mit der Annäherung des Irans und dem Westen betritt ein weiterer
Spieler die Bühne. Auch wenn die Förderanlagen im Iran derzeit noch als
veraltet und ineffizient gelten, sie können modernisiert werden und damit die
Fördermenge von 3 Mrd. Barrel auf den Stand der Jahre 2007/2008 von 4 Mrd.
steigern. Mit einem Rückgang des Rohöl-Angebots bzw. der Fördermengen ist in
naher Zukunft nicht zu rechnen.
In 2012 wurden noch weltweit 75,3 Mrd. Barrel insgesamt
produziert, da lag der Preis bei weit über 100 US-$ per Barrel. Jetzt sind es
96,2 Mrd. Barrel und der Preis liegt bei knapp 45 US-$. Die Internationale
Energie Agentur (IEA) geht davon aus, dass die Nachfrage in einem Jahr bei 96,7
Mrd. Barrel liegen wird, doch Saudi-Arabien wird es nicht mehr in der Hand
haben, die Preise zu bestimmen.
Mit den (erheblich) gesunkenen Einnahmen wird das Land
nun ein Haushaltsbudget stemmen müssen und möglicherweise selbst zum Schuldner werden.
Prognosen gehen davon aus, dass das Haushaltsdefizit im kommenden Jahr bei 21 %
des BIP liegen wird, bis 2020 soll die Staatsverschuldung auf 40 % des BIP
steigen. Solche Zahlen sehen an sich nicht dramatisch aus, wenn man diese mit
der Staatsverschuldung von Griechenland oder den USA vergleicht (175,1 bzw. 105,1
% in 2015, Quelle: destatis).
Problematisch ist die Lage bei der Leistungsbilanz. Denn
bei einer negativen Leistungsbilanz (ausgedrückt in % vom BIP) droht ein
Abwertungsrisiko für die eigene Währung. Das Land müsste gegensteuern, in dem
es umfangreiche Stützungskäufe tätigt, was wahrscheinlich auch passieren wird.
Doch dann, so die Experten, könnte der Ölpreis noch weiter fallen – 30 US-$.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Ölpreis hat einen erheblichen
Einfluss auf die Konjunktur und die Preise. Wenn die Preise sinken, werden
Verbraucher ihren Konsum zeitlich verschieben, was Gift für die Konjunktur ist.
Ebenso werden Unternehmen Investitionen aufschieben, im schlimmsten Fall sogar
Kapazitäten abbauen, weil die Verbraucher ihre Produkte nicht mehr kaufen
wollen.
Das will die EZB auf keinen Fall. Im Gegenteil, es müssten
Maßnahmen ergriffen werden, die dem Preisverfall entgegenwirken, z.B. durch die
Steigerung der Realeinkommen in Folge von höheren Tarifabschlüssen.
CGS
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