Sonntag, 24. Juli 2016

Geldanlage – Vorbereitungen zum Gespräch mit dem Finanzberater

In einem früheren Beitrag hatte ich ein Beziehungs-Dreieck mit den drei Spitzen Risikoprofil / Finanzbedarf, Beratung / Anlageentscheidung und Finanzprodukt / Anlage beschrieben. Heute geht es sozusagen um die ersten Schritte, also die Vorbereitung zum Gespräch mit dem Finanzberater. Zwar wäre es hilfreich, wenn man über die einzelnen Finanzprodukte etwas weiß, viel wichtiger ist es meiner Ansicht nach, dass man eine Vorstellung davon hat, was man will.

Wie in allen Unternehmen, ist auch in Sozialunternehmen ausreichende Liquidität zu jeder Zeit immens wichtig. Und gerade heutzutage, in Zeiten von niedrigen Sparzinsen, ist die Aufnahme von Krediten, auch kurzfristige Überbrückungskredite, ein absolutes „No Go“ (bei Hypotheken und langfristigen Darlehen zur Finanzierung von Sozialprojekten ist dagegen i.d.R. eine Refinanzierung über die Vergütungssätze möglich). Geldanlagen können also nur aus solchen Mitteln getätigt werden, die das Unternehmen vorrangig nicht benötigt. Von daher muss die erste Frage, die man für sich beantworten sollte, lauten: Wie viel Geld darf angelegt werden, ohne den Finanzbedarf des Unternehmens – auch in schlechten Zeiten – zu gefährden?

Im anstehenden Beratungsgespräch sollte dieser Punkt penibel abgeprüft werden, aber auch wie viel von diesen Mitteln zu einem späteren Zeitpunkt gebraucht werden. Da Geldanlagen immer mit Risiken behaftet sind, stellt sich zudem die Frage, wie hoch der Verlust im schlimmsten Fall sein darf. Während der Finanzkrise 2009 verloren viele scheinbar „sichere“ Anlagen teilweise 30 bis 40 % ihres Wertes. Mittlerweile haben z.B. einige Investmentfonds diese Wertverluste wieder eingeholt, was aber auch sechs Jahre gedauert hat; sie kommen erst jetzt wieder zurück in die Gewinnzone. Viele andere Finanzprodukte kommen trotz wiedererstarkten Aktienmärkten aufgrund ihrer Konzeption wahrscheinlich erst in 100 Jahren aus der Verlustzone. Dagegen muss jemand, der jetzt Bundeswertpapiere mit zehnjähriger Restlaufzeit erwirbt, bis zum Rückzahlungstermin sogar 55 bis 60 % Abschreibung hinnehmen. Dieser Effekt resultiert ganz einfach daraus, dass der heutige Kurswert bei 155 bis 160 % liegt, aber der garantierte Rückzahlungswert 100 % beträgt. Diese Beispiele zeigen, dass Geldanlagen Risiken in sich tragen, die zuvor nicht gesehen wurden (die berühmte Glaskugel). Daher lautet die zweite Frage, die man für sich beantworten muss: Wie viel Verlust kann ich ertragen?

Von einer Geldanlage verspricht man sich Ertrag und Gewinn. Stiftungen z.B. finanzieren ihre Projekte aus Anlagen, die einen laufenden Ertrag erwirtschaften. Dergleichen agieren auch Pensionsfonds / -kassen, für die ein steter Mittelzufluss attraktiver ist, als ein „Klumpen“-Betrag am Ende einer langjährigen Wartezeit. Einige Finanzprodukte wurden in der Vergangenheit so strukturiert, dass sie eine planbare, laufende Ausschüttung garantierten. Allerdings muss man hiervon diejenigen Fonds abgrenzen, die aus dem Kapital die Ausschüttungen vornahmen und damit dem Ziel des Kapitalerhalts widersprachen. Ein simples Gewinnversprechen reicht dagegen nicht, denn es muss immer in Bezug gesetzt werden zu Laufzeit und Alternativen. Dementsprechend sollte auf Laufzeitgarantien, feste Ausschüttungen und vereinbarte Rückzahlungsbeträge geachtet werden, um ein gewisses Sicherheitsmaß zu erhalten, aber auch die Möglichkeit, die Leistung des Beraters zu kontrollieren. Darum lautet die dritte Frage: Ist ein steter planbarer Ertrag wichtig?

Es gibt auch noch die Frage nach der Rendite, aber sie sollte erst in der zweiten Runde kommen, wenn man die vorgenannten Eckdaten abgeklärt hat. Wenn also die Fragen nach unternehmerischen Finanzbedarf, Verlustrisiko und Ertragsausschüttung geklärt sind, werden Vorschläge zu Geldanlagen unterbreitet, die man untereinander anhand der Rendite vergleicht. Rendite ist aber nicht „die“ Kennzahl, nach der sich alles richten muss – es fehlt in der Rendite der Bezug zum Risiko, über das der Berater am besten aufklären kann. Eine positive Rendite heißt im Übrigen noch lange nicht, dass man eine laufende Ausschüttung erwarten darf. Viele Investmentfonds thesaurieren ganz einfach die Erträge, wobei natürlich die Wiederanlage zu vergünstigten Konditionen vorgenommen wird, aber der Cash-Flow erfolgt erst mit Beendigung der Geldanlage.

Diese Fragen würde ich mir stellen, wenn ich Entscheider wäre. Dabei spielt es zuerst einmal keine Rolle, ob 10.000 oder 100.000 Euro anzulegen sind. Wenn man ein größeres Portfolio verwalten muss, wird es ohnehin andere Fragen geben, auf die man Antworten finden muss. Dann nämlich müssen Depots strukturiert werden, ein Risikomanagement auf Basis eines Kennzahlen-Spektrums wäre zu definieren, zu analysieren und zu kontrollieren – alles das klingt nach einem strategischen und professionellen Ansatz, z.B. einem Vermögensmanagement.

CGS




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