In einem früheren
Beitrag hatte ich ein Beziehungs-Dreieck mit den drei Spitzen Risikoprofil /
Finanzbedarf, Beratung / Anlageentscheidung und Finanzprodukt /
Anlage beschrieben. Heute geht es sozusagen um die ersten Schritte, also
die Vorbereitung zum Gespräch mit dem Finanzberater. Zwar wäre es hilfreich,
wenn man über die einzelnen Finanzprodukte etwas weiß, viel wichtiger ist es
meiner Ansicht nach, dass man eine Vorstellung davon hat, was man will.
Wie in allen Unternehmen, ist auch in Sozialunternehmen
ausreichende Liquidität zu jeder Zeit immens wichtig. Und gerade heutzutage, in
Zeiten von niedrigen Sparzinsen, ist die Aufnahme von Krediten, auch
kurzfristige Überbrückungskredite, ein absolutes „No Go“ (bei Hypotheken und
langfristigen Darlehen zur Finanzierung von Sozialprojekten ist dagegen i.d.R.
eine Refinanzierung über die Vergütungssätze möglich). Geldanlagen können also
nur aus solchen Mitteln getätigt werden, die das Unternehmen vorrangig nicht
benötigt. Von daher muss die erste Frage, die man für sich beantworten sollte,
lauten: Wie viel Geld darf angelegt werden, ohne den Finanzbedarf des
Unternehmens – auch in schlechten Zeiten – zu gefährden?
Im anstehenden Beratungsgespräch sollte dieser Punkt
penibel abgeprüft werden, aber auch wie viel von diesen Mitteln zu einem
späteren Zeitpunkt gebraucht werden. Da Geldanlagen immer mit Risiken behaftet
sind, stellt sich zudem die Frage, wie hoch der Verlust im schlimmsten Fall sein
darf. Während der Finanzkrise 2009 verloren viele scheinbar „sichere“ Anlagen
teilweise 30 bis 40 % ihres Wertes. Mittlerweile haben z.B. einige
Investmentfonds diese Wertverluste wieder eingeholt, was aber auch sechs Jahre
gedauert hat; sie kommen erst jetzt wieder zurück in die Gewinnzone. Viele
andere Finanzprodukte kommen trotz wiedererstarkten Aktienmärkten aufgrund
ihrer Konzeption wahrscheinlich erst in 100 Jahren aus der Verlustzone. Dagegen
muss jemand, der jetzt Bundeswertpapiere mit zehnjähriger Restlaufzeit erwirbt,
bis zum Rückzahlungstermin sogar 55 bis 60 % Abschreibung hinnehmen. Dieser
Effekt resultiert ganz einfach daraus, dass der heutige Kurswert bei 155 bis
160 % liegt, aber der garantierte Rückzahlungswert 100 % beträgt. Diese Beispiele
zeigen, dass Geldanlagen Risiken in sich tragen, die zuvor nicht gesehen wurden
(die berühmte Glaskugel). Daher lautet die zweite Frage, die man für sich
beantworten muss: Wie viel Verlust kann ich ertragen?
Von einer Geldanlage verspricht man sich Ertrag und
Gewinn. Stiftungen z.B. finanzieren ihre Projekte aus Anlagen, die einen
laufenden Ertrag erwirtschaften. Dergleichen agieren auch Pensionsfonds /
-kassen, für die ein steter Mittelzufluss attraktiver ist, als ein
„Klumpen“-Betrag am Ende einer langjährigen Wartezeit. Einige Finanzprodukte
wurden in der Vergangenheit so strukturiert, dass sie eine planbare, laufende
Ausschüttung garantierten. Allerdings muss man hiervon diejenigen Fonds
abgrenzen, die aus dem Kapital die Ausschüttungen vornahmen und damit dem Ziel
des Kapitalerhalts widersprachen. Ein simples Gewinnversprechen reicht dagegen
nicht, denn es muss immer in Bezug gesetzt werden zu Laufzeit und Alternativen.
Dementsprechend sollte auf Laufzeitgarantien, feste Ausschüttungen und vereinbarte
Rückzahlungsbeträge geachtet werden, um ein gewisses Sicherheitsmaß zu
erhalten, aber auch die Möglichkeit, die Leistung des Beraters zu
kontrollieren. Darum lautet die dritte Frage: Ist ein steter planbarer Ertrag
wichtig?
Es gibt auch noch die Frage nach der Rendite, aber sie
sollte erst in der zweiten Runde kommen, wenn man die vorgenannten Eckdaten
abgeklärt hat. Wenn also die Fragen nach unternehmerischen Finanzbedarf,
Verlustrisiko und Ertragsausschüttung geklärt sind, werden Vorschläge zu Geldanlagen
unterbreitet, die man untereinander anhand der Rendite vergleicht. Rendite ist
aber nicht „die“ Kennzahl, nach der sich alles richten muss – es fehlt in der
Rendite der Bezug zum Risiko, über das der Berater am besten aufklären kann.
Eine positive Rendite heißt im Übrigen noch lange nicht, dass man eine laufende
Ausschüttung erwarten darf. Viele Investmentfonds thesaurieren ganz einfach die
Erträge, wobei natürlich die Wiederanlage zu vergünstigten Konditionen
vorgenommen wird, aber der Cash-Flow erfolgt erst mit Beendigung der
Geldanlage.
Diese Fragen würde ich mir stellen, wenn ich Entscheider
wäre. Dabei spielt es zuerst einmal keine Rolle, ob 10.000 oder 100.000 Euro
anzulegen sind. Wenn man ein größeres Portfolio verwalten muss, wird es ohnehin
andere Fragen geben, auf die man Antworten finden muss. Dann nämlich müssen
Depots strukturiert werden, ein Risikomanagement auf Basis eines
Kennzahlen-Spektrums wäre zu definieren, zu analysieren und zu kontrollieren – alles
das klingt nach einem strategischen und professionellen Ansatz, z.B. einem
Vermögensmanagement.
CGS
Bitte lesen Sie die Hinweise
zum Rechtsstatus der Webseite, Urheberrechtsbestimmungen und Haftungsausschluss
sowie die Datenschutzerklärung.
Wollen Sie mit mir in Kontakt treten oder Ihre Meinung
sagen? Schicken Sie mir eine E-Mail.