Donnerstag, 21. Dezember 2023

In eigener Sache - Weihnachtsgrüße und Neujahr-Ausschau

Das Jahr 2023 geht zu Ende. Weihnachten steht auch bei der Eingliederungshilfe vor der Tür. Doch statt einer Rückbesinnung wird es jetzt nur eine kleine Zusammenfassung der aktuellen Themen und dann gleich darauf eine Vorausschau auf kommende Fragestellungen geben.

 

Im Hier und Jetzt

Die Vergütungsvereinbarungen für Hamburg sind fast fertig geworden. Die Hamburger Sozialbehörde hatte versucht, die Vereinbarungen aus ihrem TOPqw-System herzustellen. Der Versuch misslang wohl ganz gründlich, denn einerseits fanden sich Geldbeträge, die zur Abwechslung mal nach oben abwichen (aber nicht immer), und dann gab es Regelungen in einigen Fällen, die so nicht anzuwenden waren. Aus Zeitgründen wurden die Vereinbarungen von den Leistungserbringern unterzeichnet und abgegeben, doch vermutlich wird die Behörde den Fehler feststellen und dann die Gegenzeichnung nicht vornehmen. Bis kurz vor Silvester kann man die Unterschrifts-Exemplare jedenfalls bei der Behörde abgeben.

Das Kalkulationsmodell für die besonderen Wohnformen ist eine Spezialität der Stadt. An die Leistungserbringer und die Verbände wurde erst kurz zuvor ein jeweiliges Blatt versendet und schien wohl einige Leistungserbringer zu überraschen – was wiederum verständlich ist, denn es sind dort sehr viele Steigerungsraten angewendet worden: für die Personalkosten (je nach Tarifklasse von 7,75 bis 1,04 %), die Sachkosten (einheitlich 1,00 %), gemischte Sätze (6,48 %), und individuelle Steigerungen (bei den Monatsbeträgen). Das kann schon recht verwirrend sein, ist m.E. allerdings gut gehandhabt worden.

Diese Sache mit dem TOPqw war übrigens eine Neuerung, die im Sommer 2023 eingeführt werden sollte. Die Verbände wurden im Vorwege zwar unterrichtet, und eine kleine Schar war wohl sogar eingeladen worden zu einer Vorstellungsrunde (sozusagen ein Unboxing-Event), aber viel Gemeinsamkeit kam dann doch nicht zustande. Aus diesem Grund wird man sich nur “in notwendigerweise” und “im Bedarfsfall” damit auseinandersetzen, so die Leistungserbringer – und Punkt.

 

Das Kommende wird auch gehen

In Schleswig-Holstein wird man Anfang des Jahres die Verhandlungen aufnehmen. Eine sehr große Zahl an Leistungserbringer wendet nämlich den TVöD an und soll mit den Tarifsteigerungen ebenfalls neue Vergütungssätze vereinbart bekommen. Da im TVöD die nächste Steigerung am 1.3.2024 wirksam wird, will man auf diese Weise Schluss machen mit den Durchschnitts-Anhebungen (Beispiel: statt einem Durchschnitt von 4,53 % für 2024 sollen es einheitlich 5,50 % sein). So ganz darauf vertrauen sollte man besser nicht. Immer wieder kam es kurz vor dem Ende der Verhandlungen zu einer neuen Erkenntnis oder einer anderen Sichtweise.

Ein solches Vorgehen ist nicht hilfreich. Gerade in den ersten Monaten des neuen Kalenderjahres muss ein Jahresabschluss fertiggestellt werden. Wenn es dann zu Streitfragen in den Verhandlungen kommt, wird es mehr als holprig. Ob man in solchen Momenten zu einem Schiedsstellenverfahren gelangen will, würde ich wiederum bezweifeln.

Ein ganz anderes Thema betrifft die Altersteilzeit, die mit den letzten Tarifverhandlungen im TVöD eigentlich zugunsten der Arbeitgeber aufgegeben wurde. Einige Arbeitnehmer haben nach wie vor ein hohes Interesse daran, was schon recht verwundert, da die Vorteile nicht mehr so von Bedeutung sind (vielleicht muss man das auf Wiedervorlage setzen?). Am ganz anderen Spektrum dieser Vergünstigungen für Beschäftigte finden sich solche Dinge wie Jobrad, Deutschland-Ticket und womöglich sogar das Fitness-Studio. Auch wenn der höhere politische Sinn durchaus verständlich ist (weg vom Autofahren, entspanntes Pendeln und sich gesund halten), die Büchse der Pandora wird da ziemlich weit geöffnet: Einkommensteuer und Umsatzsteuer. Warum das so ist, wäre ebenfalls auf Wiedervorlage zu setzen.

 

Platz schaffen für die Zukunft

Bleiben noch EU-Taxonomie (die Nichtfinanzielle Berichterstattung), Kapital- und Wohnungsmarkt. Nach einer Umfrage von PWC haben sich bislang 39 % der befragten Unternehmen nicht wirklich mit der EU-Taxonomie beschäftigt. Schon mit dem Wirtschaftsjahr 2021 sollen erste Angaben zur Taxonomiefähigkeit gemacht worden sein (aber wer hat das schon?). Diese Pflichten verschärfen sich zunehmend, so dass ab 2024 die Konformität mit den Vorgaben geprüft werden kann. Die EU hatte hierzu eine Verordnung im Jahr 2020 erlassen und mittlerweile ergänzt. Ob es für Nicht-Finanzunternehmen und KMUs hier etwas zu tun gibt, muss man sich ansehen.

Der Kapitalmarkt scheint wieder eine Wende hinzulegen. Für das kommende Jahr erwarten viele Finanzexperten endlich eine Rücknahme der hohen Leitzinsen, was sich dann ultimativ auf die Hypotheken- und Darlehens-Zinsen auswirken sollte. Tatsächlich kann man so einen Effekt bereits jetzt sehen (geschätzt minderten sich die Sollzinssätze um ein halbes bis ganzes Prozent in einem knappen Jahr). Umgekehrt sinken die Renditen für langfristige Anleihen ein wenig mehr bzw. steigen die Kurse, was ebenfalls auf eine Normalisierung der Rentenmärkte hindeutet. Es kann sogar sehr gut sein, dass zum Jahresende ein kleines Chaos eintritt – gerade eben hat sich da was angedeutet.

Beim Wohnungsmarkt gehen die Meinungen teils deutlich auseinander. Da gibt es die Verkäufer und Entwickler, die ihre hohen Einstandspreise zurückgewinnen wollen, bei den Gewerbeimmobilien brechen die Bewertungsreserven weg und Immo-Fonds müssen einen neuen Stand finden. Die Kosten für Bauvorhaben stagnieren, an manchen Baustellen (wie zum Beispiel jetzt der Fall mit dem Elb-Tower in Hamburg) kommt es zum kompletten Stillstand. Und trotzdem scheint ein leichtes Interesse zurückzukommen. Könnte man also wieder?

Für mich gibt es auf einmal das Thema Wohnprojekte. Eine Gruppe von Eltern hatte sich da schon auf den Weg gemacht, doch dann packte der Zweifel und das Projekt kam zum Stillstand. Diese Zweifel nun anzusprechen und sachgerechte Lösungen zu finden, ist damit zu einer weiteren Neuerung geworden. Da man mit seinen Kräften natürlich haushalten muss, stellt sich zurecht die Frage, wie die Ressourcen verteilt werden können.

Das neue Jahr wird somit altbekannte und neue Herausforderungen für die Mitmacher in der Eingliederungshilfe mit sich bringen. Langweilig wird es jedenfalls nicht.

Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr.

CGS

 

 

 

Bild zum Beitrag vom BING Image Creator erzeugt.

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