Mittwoch, 14. Februar 2024

Persönliche Zukunftsplanung - Der Weg ist das Ziel

In diesem Beitrag geht es darum, wie der erste Schritt in Richtung Selbstbestimmung erfolgen kann. Die Frage nach dem Ziel steht im Vordergrund, und die Persönliche Zukunftsplanung wird als Instrument vorgeschlagen, um kreative Antworten und Vorstellungen in einer vertrauensvollen Umgebung zu entwickeln. Der Text beleuchtet auch die Eingliederungshilfe als soziale Leistung für Menschen mit Behinderungen. Ein Online-Tool wird kurz erwähnt, das bei der Antragstellung genutzt werden kann, jedoch aufgrund seiner Detailverliebtheit nicht für jedermann geeignet ist.

Der zweite Abschnitt des Textes behandelt die Kostenübernahme für ein Seminar zur Persönlichen Zukunftsplanung. Es wird betont, dass die Kostenübernahme nicht garantiert werden kann, und es werden Fragen zu Sinn und Notwendigkeit des Seminars gestellt. Schließlich wird ein Antragsmuster für die Kostenübernahme vorgestellt, mit der Hoffnung, dass der Weg der Selbstbestimmung bereits einen Wert hat, unabhängig von der Garantie für die Kostenübernahme.

 

Wie soll es losgehen?

Wie soll es losgehen mit dem ersten Schritt in Richtung Selbstbestimmung? Kleine Gehversuche oder braucht es schon die 7-Meilen-Stiefel?

Die erste Frage wäre eigentlich: Um was geht es? Wenn man darauf eine Antwort hat, folgen die anderen Schritte. Das Instrument der Persönlichen Zukunftsplanung sollte dazu eine gute Hilfe sein, weil man in einer vertrauensvollen Umgebung kreative Antworten und Vorstellungen erarbeiten kann. Man kann es sich vielleicht auch ein wenig sparen und stattdessen selbst versuchen, die 3-Fragen (aus dem letzten Beitrag darüber) zu beantworten. Es gibt sogar ein Online-Tool, was gegen einen kleinen Geldbetrag eine Unterlage erstellen soll, was für die Antragstellung in Richtung Gesamtplan nach § 121 SGB IX gebraucht werden könnte – wenn man sich allerdings einmal damit beschäftigt, wird man von der Detailverliebtheit geradezu erschlagen (daher wird es an dieser Stelle auch keinen Verweis geben).

Eingliederungshilfe ist eine soziale Leistung, die Menschen mit Behinderungen erhalten, „… die wesentlich in der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft eingeschränkt sind […] oder von einer solchen wesentlichen Behinderung bedroht sind…“. Die Leistungen richten sich dabei nach den Besonderheiten des Einzelfalls und es muss Aussicht darauf bestehen, dass die Aufgaben der Eingliederungshilfe erfüllt werden können. Zu den Aufgaben gehört es, dass leistungsberechtigte Personen „eine individuelle Lebensführung [ermöglicht wird], die der Würde des Menschen entspricht, und die volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft [fördert]. Die Leistung soll sie befähigen, ihre Lebensplanung und -führung möglichst selbstbestimmt und eigenverantwortlich wahrnehmen zu können.“ (vgl. dazu § 90 Abs. 1 und § 99 Abs. 1 SGB IX).

Weil aufgrund dieser „Wesentlichkeit“ sozusagen eine Hürde aufgebaut wird, braucht es im Verfahren um die Leistungsbewilligung eine Prüfung, die sich auf den Bedarf aller Lebensbereiche bezieht (vgl. § 118 Abs. 1 S. 3 SGB IX); insofern ist damit die Detailverliebtheit im Online-Tool erklärt, aber nach wie vor nicht zugänglich für alle anderen.

Im Endeffekt ist das Ergebnis aus dem Online-Tool eine Unterlage, die zur weiteren Bearbeitung des Antrags verwendet wird. Nichtsdestotrotz kann ein Leistungsträger ein anderes Formular einfordern. Die Entscheidung des Leistungsträgers wird sich dann auf „sein“ Formular beziehen. Und gerade dann, wenn es eine andere Antwort gegeben hat oder eine „niedrigere Punktzahl“ / Stunden-Bedarfe, muss darauf hingewiesen und eine Erläuterung eingefordert werden. Wichtig ist aber am Ende, dass beide Seiten das Gefühl haben, die Bedürfnisse des Leistungsberechtigten verstanden zu haben – wenn sich beide Seiten das bestätigen können, ist die größte Hürde genommen worden bzw. hat man einen starken Partner an der Seite.

 

Wie die Kostenübernahme angehen?

Die Kostenübernahme zu so einem Seminar für die Persönliche Zukunftsplanung kann nicht garantiert werden, auch wenn es sich um ein anerkanntes Instrument oder als eine gute Hilfe hin auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung angesehen werden kann. Die Gegenfrage wäre ja, wozu man so etwas braucht, wenn man bereits weiß, was man will?! Oder lebt man in einer besonderen Wohnform, warum wird das nicht im Rahmen der üblichen Dienstleistung vom professionellen Leistungserbringer beigebracht?

Eine Antwortmöglichkeit könnten folgende sein:

Das Ziel des Seminars ist es die eigene Befähigung zur Lebensplanung und Lebensführung möglichst selbstbestimmt und eigenverantwortlich gefördert zu bekommen.

Am Seminar nehmen XX Menschen mit [einer eingeschränkten Alltagskompetenz, Orientierung, Kommunikation, Wahrnehmung und Denken] teil. Sie benötigen in Bezug auf die Vermittlung der Inhalte individuelle Unterstützungsleistungen, um erfolgreich das Seminar absolvieren zu können. Benötigt werden in Einzelfällen die Angehörige / persönlichen Betreuungskräfte, um punktuell zu assistieren, und XX Referenten für die Leitung des Seminars (z.B. Gruppenarbeiten, zusätzliche Erläuterungen in Leichter Sprache). Die Begleitung durch Fachassistenz ist erforderlich, um selbst- und fremdgefährdendes Verhalten zu vermeiden.

Die Übernahme der Seminarkosten nebst Reisekosten, Kosten der Verpflegung und Versorgung sowie eine angemessene Entschädigung für die Begleitung in Höhe von XXX Euro (davon XXX Euro nur die höchstpersönlichen Ausgaben) wird hiermit beantragt.

Diese behinderungsbedingten Mehrkosten sollen in Form einer Geldleistung erbracht werden.

Wird das damit garantiert klappen? – keine Ahnung. Aber einen Versuch sollte es wert sein.

Und dass es schon einen Wert hat, erfüllt sich in dem Moment, wo der Weg begangen wird. Antragstellung, Seminarbesuch und dann auch noch einen Gehversuch in Richtung Willensbildung (Willenserklärung), das sollte es Wert sein.

Konfuzius sagte: "Der Weg ist das Ziel."

CGS

 

 

 

Quellen:

Die Möglich-Macher

Ein Empowerment-Projekt mit und für Menschen mit geistiger Behinderung

https://lebenshilfe-mehr-miteinander.de/

 (letzter Aufruf der Quellen am 18.1.2024)

 

 

Bild zum Beitrag vom BING Image Creator erzeugt.

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