Mittwoch, 28. Februar 2024

Finanzen – nachhaltig Geldanlagen bewerten

Die Bank, die neulich mit der Begründung “Gemeinnützigkeitsrecht” für nachhaltige Investments warb, hatte natürlich auch ein paar Anlageideen im Köcher. Wenn man sich aber nicht täglich mit solchen Vorschlägen auseinandersetzt, was tun?

Im Folgenden gibt es nun ein paar Tipps, wie man aktiv gemanagte Investmentfonds als Anlageideen bewerten kann. Auch wenn Nachhaltigkeit so sehr gewünscht wird, sind nach wie vor Sicherheit und Profitabilität einer Geldanlage entscheidend. Erfahrene schauen sich zudem weitere Eckpunkte an, um die Bewertung ordentlicher und gewissenhafter vorzunehmen - immerhin geht es um das Kundengeld.

[Über die Anlageideen aus dem Köcher der Bank wird an dieser Stelle nicht berichtet. Aber am Ende geht es um eine andere, „grüne“ Geldanlage.]

[Und noch ein Hinweis: Die unten aufgeführten Kennzahlen entstammen meinem Verständnis.]

 

Mit Kennzahlen arbeiten

Der eigentlich wichtigste Entscheidungspunkt ist die Sicherheit einer Anlage, weil man schließlich ja sein Geld zurückhaben will. Die Sicherheit einer Geldanlage in Investmentfonds kann durch verschiedene Kennzahlen bestimmt werden. Allerdings ist jede Geldanlage mit einem Risiko verbunden. Daher muss zuerst einmal die Risikobereitschaft geklärt werden zwischen dem beratenden Menschen und dem interessierten Anleger. Ohne Risiko, keine Chance auf Profite, so die Grundannahme. Profitabilität wäre dann der zweit-wichtigste Entscheidungspunkt, wobei man allerdings sagen muss, dass beides nicht zwingend „Hand-in-Hand“ geht.

Eine gängige Kennzahl zur Messung des Risikos eines Fondsinvestments ist die Standardabweichung, auch als Volatilität bekannt. Sie misst die Schwankungsbreite der Fondsrenditen um den Mittelwert. Für Wertpapiere wird die Volatilität normalerweise in Prozent angegeben, da sie somit mehrere Basiswerte miteinander vergleichbar macht. Die Berechnung erfolgt nach der Formel Veränderung = (neuer Wert – alter Wert) / alter Wert.

Eine etwas andere Kennzahl, das sogenannte Beta-Risiko, berücksichtigt übrigens die Preisschwankungen eines Fonds im Markt. Diese Kennzahl ist als ein Faktor zu lesen, der vergangenheitsbezogen auch die Preisschwankungen des Marktes verwendet, um die Intensität hervorzuheben. Ein Wert von 1 bedeutet, dass ein Fonds sich analog zum Markt verhalten hat, ein Wert von 2 würde dagegen aussagen, dass die Kurse des Fonds doppelt so stark schwanken wie der Markt.

Mit dem Sharpe Ratio wird dagegen der Ertrag (oder erwartete Rendite) im Verhältnis zum Risiko (oder erwartete Volatilität) gemessen. Diese Kennzahl ist ebenfalls als Faktor zu lesen, der darstellt, wie effizient ein Investment ist. Die Rendite einer Anlage wird um den risikofreien Zins gemindert und dann geteilt durch die gemessene Volatilität. Die Formel lautet Faktor = (Investmentrendite – risikofreier Zins) / Volatilität.

Die Investmentrendite ist der Gewinn, den man als Investor mit einer Investition erzielt hat (also Vergangenheitsbetrachtung). Sie wird als ein Prozentsatz zum Einstandswert der Kapitalanlage ausgedrückt. Die Formel dazu lautet Veränderung = (Verkaufskurs nach Kosten und Steuern + erhaltene Ausschüttungen nach Kosten und Steuern) / (Einstandskurs nach Kosten) – 1.

Der risikofreie Zins muss abgelesen werden. Um eine gute Vergleichbarkeit zu erhalten, sollte dieser Wert einen identischen Zeithorizont abdecken. Weil es um eine Annahme über die erwartete zukünftige Rendite geht, kann man durchaus die Rendite von einjährigen Staatsanleihen verwenden; nicht alle Finanzdienste verwenden übrigens einen einheitlichen Wert, von daher kann es durchaus Abweichungen geben beim Lesen des Sharpe Ratios.

Eine ebenfalls sehr interessante Kennzahl ist das Alpha-Risiko, welches den Fondsertrag im Vergleich zum Markt wiedergeben soll. Ist das Alpha Null, war die Investition gegenüber dem Markt nicht ertragreich. Ein Alpha mit einem positiven Wert bedeutet dagegen, dass das Fondsmanagement den Markt übertroffen hat (darum: Seeking Alpha).

 

Mit Umsicht arbeiten

Eine Übersicht, in der alle vom beratenden Menschen angebotenen Fonds mit diesen Kennzahlen aufgelistet sind, zeigt, worauf man sich “metrisch” verlassen kann. Eine andere Art der Übersicht ist der simple Chart-Vergleich, in dem alle Fonds nebenher laufen; zwar blieben dann die Ausschüttungen vielleicht unberücksichtigt, aber sehr viele Fonds verbrauchen die Ausschüttungen für ihre eigenen Managementkosten (vgl. dazu TER).

Diese Arbeit sollte man sich schon machen – das gehört zu einer ordnungsgemäßen, tatsächlichen Geschäftsführung.

Die folgende Erkenntnis ist keineswegs neu, sondern sie bewahrheitet sich immer wieder. Es gibt Unternehmenslenker, die ihre Grenzen kennen und Lösungen aktiv suchen. Vermögen, was nicht in den Betriebszweck investiert wird (Mittelverwendung), was somit vorübergehend in Geldanlagen “geparkt” werden muss, wird von diesen Managern mehr als eine Belastung empfunden. Es gibt daneben allerdings auch andere Typen, die diese Grenzen eben nicht kennen.

Bankberater sind sehr gut geschulte Fachleute. Sie wissen nicht nur gut Bescheid über die Bandbreite an Finanzprodukten, sie kennen sich auch sehr gut aus mit dem Vertrieb dieser Produkte. Wie gesagt, das ist überhaupt nicht neu, sondern wiederholt sich, wie in einer Schleife. Mit Begeisterung und Hingabe wird über eine sehr lange Zeit hinweg etwas über die Kapitalmärkte und viele Probleme überbordender staatlicher Regulierung erzählt. Zusammen mit Mathematikern und Wissenschaftlern werden Lösungen gesucht, die nun exklusiv vorgestellt werden können.

Da die Zeit knapp ist, muss man sich schnell entscheiden. In solchen Momenten “trete ich gegen das Schienbein” und verhandle über alle Bedingungen.

CGS

 

P.S.: „nachhaltig Geldanlagen bewerten“ heißt, die nachhaltige Sicherheit und Profitabilität von Geldanlagen festzustellen. Kommt das zu kurz, kann ein Gütesiegel ebenfalls nicht helfen. Natürlich sollte die Geldanlage das Ziel der sozialen Verantwortlichkeit beinhalten, doch wenn das Vermögen einer gemeinnützigen Körperschaft aufgrund einer schlechten Anlagepolitik verloren geht, werden die Ziele des Unternehmens gefährdet.

Übrigens verfolgt ein ganz anderer Vermögensverwalter eine Anlagepolitik, die viel mehr auf das Humankapital abzielt. Eine Studie von denen hatte sogar aufgezeigt, dass Unternehmen mit zufriedenen Mitarbeitenden viel besser wirtschaften als der Rest.

 

Notizen:

Angepriesen wurde kürzlich mal wieder ein ETF zur Globalen Sauberen Energie. Das Kriterium der Nachhaltigkeit würde dieser erfüllen, aufgrund seiner weltweiten Anlagepolitik kaum von regionalen Risiken her betroffen sein, außerdem gibt es eine Ausschüttung bei niedrigen Kosten (da ja ETF).

In einem ersten Chart-Vergleich mit Konkurrenz-Produkten zeigte sich im langen Zeitraum (5J) ein erheblicher Zugewinn in 2021, aber in den folgenden Jahren gingen die Kurse von allen zurück. In den letzten drei Jahren lag der Kursverlust bei rund 50 %, und auch in den letzten 6, 3 und 2 Monaten hatten alle (!) an Wert verloren.

Kurzum, weder ist eine Bodenbildung zu erkennen, noch kann man von guten Erwartungen sprechen.

Die letzte Ausschüttung des Fonds lag bei unter 2 % (das TER wurde somit verdient), die der Konkurrenten in einer Bandbreite von 1 bis knapp über 4 %. Doch nur ein Fonds konnte schon seit drei Jahren eine Ausschüttung anbieten, die anderen nicht. Das beweist eigentlich, dass auch dieser Aspekt keine Bedeutung hat.

Die jährliche Volatilität wurde mit 25 % gemessen. Das Beta-Risiko wurde dagegen mit den Faktoren 1,13 (3J), 1,23 (5J) und 1,23 (10J) errechnet, das Sharpe-Ratio ergab dagegen als Ergebnisse negative 0,76 (3J), positive 0,37 (5J) und positive 0,26 (10J). Erwartungsgemäß kam damit für das Alpha-Risiko die Werte negative 28 (3J), positive 0,5 (5J) und negative 3 (10J) zustande.

Fazit: Im Jahr 2021 ein hervorragendes Investment, ansonsten nur ein Verlustbringer.


Eingeständnis 1: Mit einem ETF verdient man nicht viel als Beraterbank. Aber dieser hier sollte als ein (wahrscheinlich sehr bekanntes) Beispiel dienen für die Vorgehensweise beim Prüfen von Vorschlägen.

Eingeständnis 2: Profis gehen bestimmt anders vor bzw. folgen einer Leitlinie (Anlagerichtlinien), die zu einer besseren Einsicht führen kann. Das oben beschriebene Vorgehen soll helfen, diese Leitlinien zu verstehen und die Gründe für den Vorschlag herauszufinden – betreibt man hier ein Marketing oder gibt es Interesse am Erfolg des Kunden?

 

 

Bild zum Beitrag vom BING Image Creator erzeugt.

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