Dienstag, 1. April 2014

Restträger - das Un-Wort des Jahres

Zum Un-Wort des Jahres könnte man „Restträger“ nominieren. Dieser Begriff fiel schon häufig in der Diskussion um das Trägerbudget und drückt ganz anschaulich das Gefühl der „kleineren“ Einrichtungsträger aus, die wirtschaftlich nicht in der Lage sind, ein individuelles Trägerbudget vereinbaren zu können. Noch schlimmer: Jeder Versuch von Einzelverhandlungen oder die Abgabe eines Vereinbarungsangebotes wird von der anderen Seite als „Vertragsbruch“ angesehen.

Es entwickelt sich Frust darüber, dass hier offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen wird. Denn wer ein Trägerbudget nicht vereinbaren kann, weil schlichtweg die kritische Masse gegenüber dem Sozialhilfeträger fehlt, dem bleibt nur das übliche Kalkulationsverfahren. Doch das wird derzeit neu verhandelt, da man dem bisherigen Kalkulationsverfahren keine Steuerungsmöglichkeit zutraut.

Die wirtschaftliche Zukunft der kleinen Einrichtungsträger bleibt somit ungewiss. Mit jedem Monat, der ohne Ergebnis verstreicht, oder womöglich sogar mit Gerüchten über Haushaltszwänge und Vergütungsreduzierungen durchsetzt ist, werden Investitionen zurückgehalten und Stellen nicht nachbesetzt. Die Ergebnisqualität leidet, was im schlimmsten Fall die Wohn-Pflege-Aufsichten / Heimaufsichten wieder auf den Plan ruft.

Von Seiten des Sozialhilfeträgers sollten beide Vergütungsmodelle angeboten werden: pauschale Trägerbudgets und Individuelle Kalkulationsverfahren. Ein solches Angebot würde Misstrauen, Zurückhaltung, Zukunfts- und Verlustängste auf einen Schlag nehmen und Raum für Entwicklungsmöglichkeiten und Planungssicherheit bieten. Es wäre niemanden geholfen, wenn die günstigen Klein- und Nischenanbieter vom Markt verschwinden und in Zukunft große konzernartige Einrichtungsträger mit Wirtschaftskraft und Rechtsbeistand den Markt dominieren.

CGS