Es gibt Fragen, die
wohl in vielen Familien sehr viel Zeit beanspruchen und Ressourcen binden.
Natürlich kann man den Aufwand, der da betrieben wird, als übertrieben
abkanzeln und belächeln. Es scheint aber so zu sein, dass heutzutage, mehr denn
je, viele Eltern sich intensiv mit den Angeboten an Schulen und in den Schulen
auseinandersetzen. Man will schließlich nur das Beste für das eigene Kind.
Doch es handelt
sich nicht um eine Besonderheit bei Eltern von behinderten Schulkindern. Es
gibt genügend Beispiele von anderen, die sich auf Elternabenden scheinbar
endlos über die Gestaltung eines Klassenfestes auslassen können. Solche
Diskussionen sind trivial im Vergleich zu den Fragestellungen, die Eltern von
behinderten Kindern beantworten müssen. Was denen so begegnet, was andere so
manches Mal von sich geben, ist keineswegs trivial, sondern gibt Anlass zur
Sorge.
Die Ausgangsfragen
lauten:
Förderschule oder
Regelschule? Wo soll das schulpflichtige Kind nun hinkommen?
Mit diesen Fragen zermartern sich viele Eltern von
behinderten Kindern wirklich den Kopf. Das ist aber auch gut so, denn es zeigt,
dass sich diese Eltern um ihre Kinder und deren Zukunft sorgen. Viel schlimmer
wäre es, wenn sie sich überhaupt nicht kümmern würden.
Doch es sind dann auch Sorgen, die ausgehalten werden
müssen, die ein miteinander sehr schwierig machen. Und weil die berühmte
Glaskugel fehlt, wissen die Eltern nicht, ob sie ihrem Kind eine Überforderung
zumuten oder ihm schlichtweg seine Zukunft verbauen (denn die Förderschule
versucht nur „lebenspraktische Kenntnisse“ zu vermitteln).
Problem im System
Genau hierin liegt ein Problem im System. Wünschenswert
wäre es, wenn die Grundschule eine Fortsetzung des Kindergartens wäre und die
weiterführenden Schulformen eine Fortsetzung der Grundschulzeit bedeuten
würden. Leider ist das aber nicht so. Leider muss man einen Bruch sehen in den
jeweiligen Übergängen, an dem viele Kinder erst einmal scheitern. Gerade
behinderte Kinder brauchen immer ein wenig mehr Schutzzone und Orientierung, um
am neuen Lernort „anzukommen“. Mit Hilfe der Schulbegleiter oder
Integrationsassistenten kann dies ganz gut gelingen, wenn diese ein gewisses
Maß an Kompetenz und Geduld mitbringen können. Eine weitere Stütze sind
Pädagogen und Sonderpädagogen, die gemeinsam die Aufgaben für das Kind
besprechen, auswählen, prüfen und erneut besprechen. Ebenfalls wichtig sind die
Bemühungen der Schulverwaltung und der Schulbehörde, ein inklusives Lernumfeld
zu schaffen, damit eine Motivation zum Lernen entsteht.
In den vergangenen Jahren gab es viel Streit in
Schleswig-Holstein um die Bewilligung von Schulbegleitungen. Landkreise sahen
die Pflicht hierfür bei den Schulen, die wiederum hatten keine Ahnung von den
Teilhabe-Einschränkungen der Kinder. Zwar versuchte man dann auf ministerieller
Ebene mit den Schulassistenten eine Notlösung herzustellen, doch eine wirkliche
Systemänderung ist damit nicht gelungen. Noch immer müssen Eltern darum
kämpfen, dass Schulbegleitungen bereitgestellt werden.
Privat geführte Schulen, sei es Waldorf, Montessori oder
sonstige Konzeptformen, scheuen die Aufnahme von Kindern mit Einschränkungen.
Und auch bei den staatlichen Schulträgern muss man leider immer wieder erleben,
dass ihre Leitungen die Kinder abgeschoben sehen wollen in die Förderschulen.
Es scheint, dass man ein Absinken des Leistungsniveaus in den Klassen
befürchtet, wenn ein behinderter Mensch dort sitzt und – stört?
Eltern und Lehrer
sehen eine Gefahr
Auch viele Eltern sehen die Hochbegabung ihrer Kinder in
Gefahr, wenn so ein anderes Kind in der Klasse ist. Natürlich ist man gegen
„Diskriminierung“ – das ist schließlich selbstredend. Doch weil es um die
Zukunft der „normalen“ Kinder geht, muss man doch eine Ausgrenzung ansprechen
dürfen – oder? Man will doch nichts Schlimmes! Immerhin kann so ein
andersartiges Kind nicht mit dem hohen Lerntempo der Klasse mithalten – es wäre
überfordert!
Gegen die Doppeldeutigkeit so mancher gutgemeinter Ansichten
(Ambiguität) kann man schwer angehen – mit Logik ist kaum etwas auszurichten,
wenn das Denken sich ausschaltet. Überspitzungen (Pointierungen) können helfen,
weil dann die Gut-Menschen sich bewusst werden (können), dass sie gerade
spezielle Anstalten für die Konzentration von bestimmten Menschen favorisieren.
Ist das eine lebenswerte Gesellschaft?
Überfordert fühlen sich auch viele Lehrer. Wie soll man Kindern
mit einem nicht vorhandenen oder stark beeinträchtigten Lernverhalten und gemindertem
Konzentrationsvermögen etwas beibringen. Diese Überforderung ist aber eher als
eine Hilflosigkeit zu verstehen, weil die Pädagogen selbst in ihrer Arbeit
nicht unterstützt werden. Sie bräuchten Fortbildungen, kleinere Klassen und
einfach mehr Zeit für jedes Kind.
Ist es zudem nicht gerade die Aufgabe von
Staatsbediensteten, ein inklusives Umfeld für alle Menschen zu schaffen?
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten
und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Und es darf nicht vergessen werden, dass wir anderen uns bekennen
zu den „unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage
jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“.
CGS
PS:
Die Grundschule als Fortsetzung des Kindergartens? – Es
gibt auch hier in manchen Regionen und bei einigen Trägern einen Verbesserungsbedarf.
In Kiel z.B. soll eine Stelle mit einem Fachberater für die Umsetzung von
Inklusion in Kindertageseinrichtungen besetzt werden. Aufgabe ist es, für alle
städtischen Einrichtungen ein heilpädagogisches Beratungsangebot mit dem
Leitgedanken der Inklusion umzusetzen. Die Beratung richtet sich dabei an alle
Mitarbeiter auf allen Ebenen, an Eltern von Kindern mit eingeschränkter,
sozialer Teilhabe und an die Verwaltung. Die fachliche Begleitung von der
Einarbeitung neuer Kräfte bis hin zur Sicherstellung eines adäquaten
Berichtswesens ist ebenso notwendig wie auch die Zusammenarbeit mit anderen
Stellen im Bereich der Eingliederungshilfe.
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