Freitag, 2. März 2018

In anderer Sache – Beratungen und Empfehlungen in Sachen Geldanlage

Das Thema ist eigentlich nicht Thema dieses Blogs. Es begegnen sich aber Unternehmenslenker und Bankmenschen immer wieder, um Wege zu finden, vorhandenes Geld risikoarm und trotzdem ertragreich anzulegen. 

Man kann sich damit nun mal ganz gehörig die Finger verbrennen (deswegen auch das eingefügte Bild – „Feuerlöscher“). 



Soziale Unternehmen sollten eigentlich ihr Geld in die soziale Arbeit investieren und nicht an Kapitalmärkten anlegen. Doch weil diese soziale Arbeit trotzdem bezahlt werden muss, ist Geld im Spiel. Und es muss nun mal gehandhabt werden, wie jeder andere Vermögensgegenstand im Unternehmen. Zudem finden sich immer wieder gut betuchte Individuen, welche ihr Angespartes in so ein sozial arbeitendes Unternehmen einbringen wollen – fast immer als Erbe, häufig auch als Schenkung. Auch in solchen Fällen muss mit diesen Geldern etwas geschehen, weil sich ad hoc vielleicht keine andere Mittelverwendung auftut.

Es geht aber nicht um Profitmaximierung. Was sich an Geldern ergibt, soll für vermeintlich „schlechte Zeiten“ gespart werden, und zwar, wie gesagt, risikoarm und dennoch ertragreich. Auch wenn sich die Unternehmenslenker ganz gut mit ihrer sozialen Arbeit auskennen, beim Thema Vermögensmanagement ist diese Kenntnis häufig sehr begrenzt vorhanden.


Vom Bankmenschen lernen

Es gibt Unternehmenslenker, die ihre Grenzen kennen und nach Lösungen verlangen. Dass Geld in einem solchen Ausmaß vorhanden ist, was „geparkt“ werden muss, wird von diesen mehr als eine Belastung empfunden. Es gibt aber auch die anderen Typen, die ihre Grenzen eben nicht kennen.

Viele Bankberater (auf eine besondere Art) sind sehr gut geschulte Fachleute. Sie kennen nicht nur die Palette an Finanz-Produkte ihrer Bank sehr gut, sie kennen sich auch sehr gut aus mit dem Vertrieb dieser Produkte. Wenn man mit einem solchen Experten ein Beratungsgespräch führen soll, wird er mit Begeisterung und Hingabe über eine sehr lange Zeit hinweg Geschichten über die Kapitalmärkte und die vielen Probleme überbordender staatlicher Regulierung erzählen. Natürlich haben Mathematiker und Wissenschaftler zusammen mit der Bank eine Lösung gefunden, die der Bankberater nun exklusiv vorstellen darf. Seine Zeit ist wertvoll, und weil die Bank ihn bezahlt, muss sie auch etwas, nicht viel, mit der Vermittlung dieser Lösung verdienen. Depotführung alleine wird nicht viel einbringen für die Bank, doch mit Provisionen und Agios (Ausgabeaufgelder) lohnt es sich.

Man kann eigentlich nur eins vom Bankmenschen lernen: Wie man Verkaufsgespräche führt und wie ein Unternehmenslenker zu merkwürdigem Fehlverhalten gebracht wird.


Strategie-Empfehlungen lesen

Eine „Beraterbank“ veröffentlichte kürzlich eine Strategie-Empfehlung für Vermögende. Solche Konzepte sind in der Regel sehr gut geschrieben und mit vielen Grafiken unterlegt. Sie beginnen aber auch immer mit einem Haftungsausschluss, weil die Analysten lediglich eine Vorhersage über einen relativ kurzen Zeitraum abgeben können. Natürlich kann man bestimmte Faktoren jetzt bestimmen und Entwicklungen annehmen („DAX 14.000“ oder „drohender Euro-Crash“). Es gibt aber auch einige „Gesetzmäßigkeiten“, auf die man sich – in etwa – verlassen kann („Sell in May, go away…“). Alles zusammen genommen, wird zu einer Strategie-Empfehlung erhoben, mit der man den Boden für ein persönliches und individuelles Beratungsgespräch gut vorbereiten kann.

In dieser Strategie-Empfehlung der „Beraterbank“ sprach man von einer guten „Asset Allokation“ und empfahl ein Übergewichten in Aktien und Immobilien – beides zusammen sollte aber nicht in Direktanlagen und Grundstückskäufen geschehen, sondern möglichst risikoarm und ein „Mindestmaß an Liquidität gewährleisten“. Mit anderen Worten, man sollte in Aktienfonds und Offenen Immobilienfonds investieren.


Mit der Zwickmühle leben?

Für Liquidität verlangen immer mehr Geschäftsbanken ein höheres Verwahrentgelt. Sie geben damit den EZB-Strafzins quasi weiter an die Kunden, die ihre Gelder nicht anlegen. Würden die Kunden dafür Anleihen kaufen, würden die Zinsen, die sie damit verdienten, niemals ausreichen für den höheren Einstandskurs. Eine solche negative Rendite zzgl. der Ordergebühren der Bank und der Börse lohnt einfach nicht. Aktien könnten eine ausreichende Dividende einbringen, doch das Kursrisiko ist enorm, wie man jüngst gesehen hat, so dass eine Einzelanlage ein hohes Abschreibungspotential mit sich trägt.

Aktienfonds wären eine Lösung, denn mit wenig Geld investiert man in eine Vielzahl an Einzeltitel. Bei einem Crash würde das Abschreibungspotential vermutlich nur „geringe“ 20 – 40 % ausmachen; also nicht der Rede wert, denn auf ein Crash-Jahr (z.B. 2008) folgen ja bekanntlich immer sehr viele gute Jahre – und deswegen beginnen übrigens viele Performance-Charts mit dem Jahr 2009.

Immobilienfonds suggerieren dagegen ein sicheres Einnahmepolster und, dank steigender Nachfrage nach Immobilien in guter Lage, hohe Kursgewinne. Doch keiner weiß, wie sich diese Einnahmen und Kursgewinne tatsächlich ergeben. Schaut man genauer hin, finden sich relativ geringe Mieterträge und recht hohe „gutachterlich-fundierte“ Bewertungszuschläge. Man kann auch sagen, dass die Erträge schöngeredet werden.

Die „Beraterbank“ betont in dieser Strategie-Empfehlung eine Investmentquote von 25 % selbst bei mittlerem Risikoprofil („Insight – Anlagestrategie des CIO“, 3.1.2018).

In einem ganz anderen Strategie-Papier der selben „Beraterbank“ empfiehlt man ein deutliches Untergewichten in die Immobilienbranche; zwar ist damit eine Anlage in Immobilienaktien gemeint (sogenannte REIT’s), doch aufgrund des sich ändernden Zinssentiments rät man von Anlagen in „defensiven Branchen“ schlichtweg ab („Aktien: Branchenstrategie – Anlagestrategie des CIO“, 8.1.2018).  

Wer sich übrigens daran gehalten hatte und tatsächlich „nur“ 25 % in Aktien investierte zu diesem Zeitpunkt, hat damit über das Gesamtportfolio auch „nur“ 2,5 % verloren, insgesamt betrachtet liegt der Verlust für die Aktien bei stolzen 10 %. Das übrige Portfolio, wird aber auch, wenn man in Renten investiert gewesen ist, ein Minus erwirtschaftet haben; dies hatte etwas mit den Zinsängsten zu tun gehabt. Nur die offenen Immobilienfonds scheinen sich ganz anders entwickelt zu haben, aber bei diesen werden die Kurse von den Fondsmanagern „erarbeitet“; die tatsächlichen Börsenkurse sehen etwas anders aus (z.B. Hausinvest, WKN  980701, Kurs der KAG am 8.1. = 41,30 Euro, am 27.2. = 41,33 Euro, somit + 0,03 Euro; Kurs an der Börse Stuttgart am 8.1. = 40,68 Euro, am 27.2. = 40,69 Euro, somit + 0,01 Euro).


Ganz auf Beratung verzichten?

Nicht erst seit diesem Jahr müssen Banken darüber informieren, womit sie ihre Beratungszeit bezahlt bekommen. Doch es wird jetzt ein Stück weit transparenter und klarer, dass eine wirkliche Unabhängigkeit so nicht besteht. 

Und es geht auch nicht, muss man fairerweise zugestehen, weil nur das beraten werden kann, was man genauestens kennt – bankfremde Finanz-Produkte kann man deswegen schon nicht kennen, weil sich keiner die Mühe machen kann, 100 – 200 Seiten Prospektmaterial genauestens zu lesen.

Man könnte ein entsprechendes Fachmagazin lesen, in dem mal wieder ein Verbraucher-Test veröffentlicht worden ist. In einem Test des Münchner Instituts für Vermögensaufbau, veröffentlicht im Oktober 2017, wurde die Vermögensverwaltung mehrerer Finanz-Institute in vielen verschiedenen Großstädten untersucht. Der Test untersuchte den umworbenen Anlagemix, welche Produkte empfohlen wurden und mit welchen Kosten zu rechnen war. Es wurde ein Musterdepot vorgestellt mit einer prognostizierten Wertentwicklung und Widerstandskraft gegenüber möglichen Stresssituationen. Sehr anschaulich und sehr informativ.

Die „Beraterbank“ findet sich ebenfalls im Ranking mit der Note „Herausragend“. Und das überrascht. Kennt man die beiden oben genannten Strategie-Papiere, wobei diese erst jetzt im Januar 2018 veröffentlicht wurden, also ein viertel Jahr später, dann muss es verwundern, dass nur zwei Befragte die Offenen Immobilienfonds mit maximal 15 % gewichtet haben wollten. Die 41 anderen Teilnehmer des Tests berieten zu einem Depotanteil von minimalen 0 %.

Verlässlichkeit wäre wünschenswert.

Derzeit sieht es sehr danach aus, dass man sich entscheiden muss zwischen Strafzinsen (Pech) und Beratung (Schwefel). Oder man konzentriert sich darauf, wie man das viele Geld in die soziale Arbeit stecken kann – z.B. in den Neubau von Häusern, in denen Menschen mit Einschränkungen zusammenleben können mit anderen Menschen – selbstbestimmter, selbstständiger, auf jeden Fall selbstbewusst.

CGS






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